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Burg- und Museumsgeschichte

Berthold

Wilhelm

Georg

Wappen

Berthold VII.
(um 1272–1340)
Berater mehrere röm.-dt. Herrscher

Wilhelm VI.
(1478–1559)
schloss 1554 den Erbvertrag

mit den Wettinern

Georg Ernst
(1511–1583)
der letzter Graf
von Henneberg

Wappen der
Grafen von Henneberg-Schleusingen

 

Geschichte der Bertholdsburg in Schleusingen
Die Bertholdsburg - bedeutendster Profanbau im südthüringischen Raum - ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Schleusingen am südlichen Ausläufer des Thüringer Waldes.


An der Handelsstraße Nürnberg-Erfurt-Leipzig entstand zwischen 1226 und 1232 eine Burg.

 

Ihr Bauherr war vermutlich Graf Poppo VII. von Henneberg (um 1185–1245), der seinen Sitz vom Straufhain (bei Streufdorf, Lkr. Hildburghausen) nach Schleusingen verlegte.

 

Zur politischen Bedeutung der Grafen von Henneberg im 13. Jahrhundert bieten wir Ihnen einen kurzen Vortrag auf YouTube und als Audio-Podcast zum Download.

 

Nach der Erbteilung der Grafschaft Henneberg im Jahre 1274 diente die Bertholdsburg der gräflichen Linie Henneberg-Schleusingen über drei Jahrhunderte als Residenz.

 

Mit dem Tod Georg Ernsts von Henneberg-Schleusingen (1511–1583) kamen Burg und Stadt schließlich an die sächsischen Wettiner, um nach dem Wiener Kongress 1815 an das Königreich Preußen überzugehen.

 

Die Bezeichnung „Bertholdsburg“ ist eine Erfindung späterer Generationen. Sie bezieht sich auf Graf Berthold VII. (um 1272 - 1340), den man huldvoll „den Weisen“ nannte.

 

 

Eröffnung Vorratskammer 2018

Im Gedenken an seine reichspolitische Tätigkeit als Berater mehrerer römisch-deutscher Könige und Kaiser sowie als Vormund des Sohnes Kaiser Ludwigs IV. des Bayern (um 1282–1347) erhielt die Schleusinger Residenz in der Neuzeit ihren Namen.

 

1337 hielt sich Kaiser Ludwig auch tatsächlich auf der Bertholdsburg auf.

 

Von der Burg des 13. Jahrhundert sind noch heute einzelne Bauelemente zu sehen. Allerdings sorgten kleine und größere Um- und Erweiterungsbauten dafür, dass sich das Aussehen der Anlage ständig veränderte. Vor allem unter Graf Wilhelm VI. von Henneberg-Schleusingen (1478 - 1559) wurde die einstige Wehranlage zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss ausgebaut.

Dieses Aussehen hat sich die Bertholdsburg bis heute weitgehend bewahrt. Da die sächsischen und preußischen Schlossherren nicht mehr in Schleusingen residierten, zeigten sie kein Interesse daran, die Anlage im Stile des Barock oder Klassizismus umzugestalten.

Herkulessaal

Die Bertholdsburg hatte ursprünglich neun Türme, von denen heute noch sieben vorhanden sind. Ihre Namen weisen auf ihre einstige bzw. zeitweilige Funktion hin: Gerichtsturm, Jungfernturm, Haunsturm, Hexenturm, Kapellenturm, Pulverturm sowie der Haupt- oder Wachturm, der heute als Aussichtsturm in den Museumsbetrieb eingebunden ist.

 

Die Museen auf der Bertholdsburg
Die museale Nutzung der Bertholdsburg setzte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. 1934 stellte der Lehrer Paul Georgi (1891–1976) in den Räumlichkeiten des Schlosses einige Stücke aus dem umfangreichen geologischen Nachlass Prof. Dr. Hermann Frankes (1847–1932) aus. Mit dem sogenannten „Franke-Zimmer“ legte Georgi den Grundstein für die naturkundliche Sammlung des Museums.

 

Wenige Jahre nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde das Franke-Zimmer um vier weitere Räume erweitertet, wo unter dem Titel „Henneberger Heimatmuseum“ Ausstellungen zur Regionalgeschichte – insbesondere aus der städtischen und bäuerlichen Lebenswelt Schleusingens – gezeigt wurden.

 

Nacht

 

Darüber hinaus beherbergte die Bertholdsburg von 1972–1990 zahlreiche Exponate des Sonneberger Spielzeugmuseums, dessen Besucherverkehr durch die Nähe zur innerdeutschen Grenze stark eingeschränkt worden war.

 

1984 lag der Ausstellungsschwerpunkt wieder auf der Naturkunde Thüringens und mündete in der Umbenennung des Heimatmuseums in Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg (seit 1994 unter Trägerschaft des Landkreises Hildburghausen). Heute besitzt das Naturhistorische Museum drei Dauerausstellungen zur Thüringer Naturkunde, zur

Geologie sowie zur Regional- und Stadtgeschichte, die mit anschaulichen Exponaten und interessanten Installationen zum Besuch einladen.

 

Das historische Baudenkmal Schloss Bertholdsburg gehört seit 1994 zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Sitz in Rudolstadt.

 

Heute ermöglichen die Ausstellungen des Naturhistorischen Museums einen Rundgang durch den Nord-, Ost- und Westflügel der Bertholdsburg. Zudem arbeiten Stiftung und Museum intensiv an der Erschließung des Südflügels für den Besucherverkehr.

Haupturm

 

Die ehemaligen Bewohner der Bertholdsburg

(für Informationen zu den Personen klicken Sie bitte auf den jeweiligen Namen)

Graf Poppo VII. von Henneberg

geb. um 1180, gest. um 1245

 

Poppo VII. war der Sohn Graf Poppos VI. von Henneberg und Sophias von Andechs-Meranien. Als der Vater starb, erbte zunächst Poppos älterer Bruder Berthold II. die Grafschaft, während Poppo mit Besitz um die Burg Strauf (heute Ruine Straufhain bei Streufdorf, Lkr. Hildburghausen) abgefunden wurde. Nach dem Tod des Bruders 1212 gelangte Poppo VII. in den Besitz der Grafschaft Henneberg und wurde einige Jahre später auch Burggraf von Würzburg.

Der Henneberger lebte in politisch bewegten Zeiten: Er selbst geriet mit Landgraf Ludwig IV. von Thüringen, dem Ehemann der Heiligen Elisabeth, in kriegerischen Konflikt, nachdem er durch seine Heirat mit der Meißener Markgrafenwitwe Jutta Anstalten machte, sich Meißens zu bemächtigen. Noch langwieriger waren die Auseinandersetzungen mit dem Hochstift Würzburg und seinen Bischöfen, bei der es in den 1220er und 1230er Jahren zu zahlreichen Zusammenstößen kam, in deren Verlauf den Hennebergern das Würzburger Burggrafenamt verloren ging.

 

Hörspiel: Eine Ehe führt zum Krieg

 

Buchtipp: Graf Poppo VII. von Henneberg. Ein thüringisch-fränkischer Herrschaftsträger zur Stauferzeit

Graf Hermann I. von Henneberg(-Coburg)

geb. 1224, gest. 18. Dezember 1290

 

Hermann I. war ein Sohn Graf Poppos VII. von Henneberg. Als sein Vater starb teilten sich Hermann und sein Bruder Heinrich III. die Herrschaft, wobei Hermann den kleineren Teil erhielt. Sein Engagement für den thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe brachte ihm die Stadt Schmalkalden ein. Wenig später profitierte Hermann vom Aussterben der mit den Hennebergern verwandten, hochadligen Linie der Andechs-Meranier, in dessen Folge er die sog. Neue Herrschaft um Coburg erwerben konnte.Cyriakusschlacht, Darstellung des Lorenz Fries, 16. Jahrhundert (UB Würzburg).

Hermann genoss reichspolitisch einiges Ansehen, welches er sich durch die Unterstützung der römisch-deutschen Könige Heinrich Raspes und Wilhelm von Holland erworben hatte. Zur Belohnung gab ihm König Wilhelm 1249 seine Tochter Margarethe zur Frau. Wie sein Vater geriet auch Hermann von Henneberg mit dem Hochstift Würzburg aneinander. Der Versuch, seinen Bruder Berthold auf dem Würzburger Bischofsstuhl zu installieren, endete in der berühmten Cyriakusschlacht von 1266. Damals unterlagen die Henneberger und ihr Verbündeter, der Graf von Castell, zwar den Würzburgern, doch der Konflikt war damit keineswegs beigelegt.

Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen

geb. um 1272, gest. 13. April 1340

 

Belehnung des Kaisersohns Ludwig mit der Mark Brandenburg (1323), vorn im Bild: Graf Berthold VII. mit Hennenschild. Medaille aus der Regionalgeschichtlichen Sammlung, G 913, V 2351.Als Berthold VII. 1284 die Herrschaft seines verstorbenen Vaters übernahm, war die einstige Grafschaft durch die Teilung von 1274 in drei weitgehend selbstständige Territorien zerfallen: Henneberg-Hartenberg, Henneberg-Aschach/Römhild und Henneberg-Schleusingen, über das Berthold VII. gebot. Durch politisches Taktieren und eine geschickte Heiratspolitik gelang es ihm, den Landbesitz seines Hauses in bedeutendem Maße zu vergrößern: So konnte etwa die sog. Neue Herrschaft um Coburg zurückerworben werden. Zugleich war Berthold von Henneberg darauf bedacht, reichspolitische Bedeutung zu erlangen, indem er sich den Königen Albrecht I., Heinrich VII. und Ludwig dem Bayern als verlässlicher Gefolgsmann und Berater anbot. Für sein Engagement im Reichsdienst erhielt er wertvollen Lohn: Er wurde zeitweilig zum Statthalter von Meißen, Böhmen und Brandenburg ernannt. König Ludwig der Bayer bestimmte Berthold sogar zum Vormund über seinen ältesten Sohn. Ein weiteres Resultat des Königsdienstes war die Verleihung gewisser fürstlicher Rechte durch Heinrich VII. im Jahr 1310, welche der Linie Henneberg-Schleusingen später als Grundlage für die Beanspruchung einer reichsfürstlichen Stellung diente.

 

Besonders wegen seines reichspolitischen Wirkens gilt Berthold VII. als bedeutendster Vertreter der Henneberger Dynastie. Im zu Ehren nannten spätere Generationen die Schleusinger Burg "Bertholdsburg". Tatsächlich ließ er die Burganlage seiner Vorfahren maßgeblich umbauen und empfing hier 1337 sogar den Kaiser.