Expedition ins Reich der Türme

28. 09. 2022

Heute haben wir uns in unbekannte Gefilde vorgewagt und sind in die Untergeschosse von Hauns- und Hexenturm im Südflügel gestiegen. Grund für die Aktion war die genaue Untersuchung des Grundsteines im Untergeschoss des Haunsturmes. Wissenschaftliche Unterstützung erhielt das Museumsteam dabei von Herrn Dr. Andreas Dietmann, Arbeitsstellenleiter der Arbeitsstelle Jena des Projektes „Die Deutschen Inschriften“.

 

Laut Datumsangabe der Inschrift wurde mit dem Bau des Haunsturms am 18. April 1537 begonnen. Haunsturm und Hexenturm sind als Geschütztürme angelegt; einst verband sie vermutlich ein steinerner Wehrgang, von denen sich jedoch nur noch ein kurzes Stück erhalten hat.

 

Eine interessante Besonderheit: Im Kellerbereich des Haunsturms befindet sich neben einer Inschrift auch eine Abortnische, die über vier Steinquader erreichbar war. Durch eine quadratische Erweiterung der ansonsten runden Öffnung passte sich die Toilette der Physignomie des männlichen Unterleibs perfekt an. Offensichtlich handelte es sich hier um eine Sanitäreinrichtung, die speziell für die männliche Besatzung und die Wachmannschaft in Haunsturm, Wehrgang und Hexenturm gedacht war. Praktischerweise wurde der Unrat der Toilette direkt in den ehemaligen Burggraben (heute Burgstraße) geleitet; das war nicht nur hygienisch, es steigerte auch die Verteidigungsfähigkeit der Burg, denn der Burggraben wurde absichtlich feucht und morastig gehalten, um Angreifen das Vorwärtskommen zu erschweren.

 

Bild zur Meldung: Eingangstür zum Hexenturm

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Untersuchung Hexenturm und Haunsturm (28. 09. 2022)

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Fotos: NHMS, Museumsarchiv